Jeder bemerkt es in seinem persönlichen Umfeld: Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz gewinnen in der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. So rückt Elektromobilität in den Fokus. Unternehmen und Verbraucher versuchen auf Plastikkonsum zu verzichten. Zudem genießen Erneuerbare Energien schon seit längerem einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft.
Nachhaltigkeit: Wachsende Marktbedeutung
Bei diesen Entwicklungen verwundert es nicht, dass Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz auch in der Finanzwelt eine zunehmend zentrale Rolle spielen. Banken und andere Finanzmarkteilnehmer spüren größere Nachfrage für nachhaltige Finanzprodukte. Denn Investoren auf dem Kapitalmarkt interessieren sich immer mehr für umweltgerechte Projekte. Ein Anstieg des Angebotes ist die Folge. Hierbei verkörpern »Green Bonds« ein wichtiges Beispiel. Im Mai 2019 platzierte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Green Bonds mit einem Volumen von 3 Mrd. Euro auf dem Finanzmarkt. Die Nachfrage war zu diesem Zeitpunkt drei Mal so hoch wie das Angebot. Dies zeigt, dass es für Finanzmarktakteure immer wichtiger wird, sich mit dem Thema Green Bonds zu beschäftigen.
Was versteckt sich hinter diesen Grünen Anleihen? Ihre Anbieter sind sehr vielfältig. So können Staaten, Banken, aber auch Unternehmen, Green Bonds emittieren. Erwirbt ein Investor einen Green Bond, so verspricht der Anleihenemittent, dass die finanziellen Mittel in nachhaltige Projekte fließen – wie Windkraftanlagen, Elektromobilität oder die energetische Sanierung einer Immobilie.
Ist ein Green Bond immer auch nachhaltig?
Beizeiten ist bei Green Bonds auch Vorsicht geboten. Nicht alle Emittenten legen stets offen, wo die generierten Finanzmittel genau eingesetzt werden. Bei mangelnder Transparenz besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die finanziellen Mittel nicht unbedingt in ein nachhaltig ökologisches Projekt wandern. Ein zentraler Grund für dieses Problem: Green Bond ist als Begriff nicht rechtlich geschützt. Prinzipiell kann jeder Emittent seine Anleihe mit dem Label „Green Bond“ kennzeichnen. Es gibt lediglich die „Green Bond Principles“ von der International Capital Marktet Association (ISAM). Also Kriterien, die bei der Emission von Grünen Anleihen erfüllt werden sollten. Ihre Einhaltung ist jedoch freiwillig. Die „Green Bond Principles“ wollen Emittenten von Grünen Anleihen helfen, den Emissionsprozess transparenter zu gestalten. So soll dem Investor gezeigt werden, dass der entsprechende Green Bond einen nachhaltigen ökologischen Nutzen stiftet. Die vier Kernelemente der „Green Bond Principles“ umfassen eine transparente Darstellung folgender Aspekte: Verwendung der Emissionserlöse, Prozess der Projektbewertung und -auswahl, Management der Erlöse sowie Berichterstattung. Handelt ein Emittent von Green Bonds nicht nach diesen Richtlinien, muss der Investor selbstständig überprüfen, ob die Gelder auch wirklich in nachhaltige Projekte fließen. Eine einheitliche Festlegung der Standards, die ein Green Bond erfüllen muss, wäre in diesem Kontext wünschenswert.
Die Bundesregierung als Emittent von Grünen Anleihen
Auch die Bundesregierung ist mittlerweile auf dem Finanzmarkt als Emittent von Green Bonds aufgetreten. So brachte der Bund im September die erste Grüne Anleihe auf den Markt. Zweifelsfrei wurden die Grünen Anleihen des Bundes auf dem Finanzmarkt positiv aufgenommen. Die Nachfrage war fünf Mal so hoch wie das Angebot. Zum Vergleich: Bei herkömmlichen Bundesanleihen war die Nachfrage in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 1,7-mal so groß wie das Angebot. Das „grüne“ Emissionsvolumen lag im September bei 6,5 Mrd. Euro. Laut Regierung sollen dieses Jahr noch weitere Green Bonds folgen. So soll das Gesamtvolumen von Grünen Bundesanleihen am Ende des Jahres 11 Mrd. Euro umfassen. Neben der Bundesregierung plant auch die Europäische Kommission eine Ausgabe von Green Bonds: Mit Hilfe der Emission von 225 Mrd. Euro Grüner Anleihen soll die Finanzierung des 750 Mrd. Euro schweren Finanzpakets zum Kampf gegen die Corona-Folgen unterstützt werden. Allerdings sind Deutschland und die Europäische Kommission gar keine Vorreiter bei Grünen Anleihen. Staaten wie Dänemark, die Niederlande oder Frankreich haben sie bereits auf dem Finanzmarkt platziert. Auch Banken oder Unternehmen (wie Apple oder Fresenius) emittierten schon Green Bonds.
Welche Relevanz haben Green Bonds für deutsche Kommunen?
Laut Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW, spielt das Finanzprodukt Green Bond bei den Kommunen noch keine große Rolle. Er macht dafür das vergleichsweise junge Alter dieser Anlageoption verantwortlich. Weiter nennt der Volkswirt die fehlende Standardisierung des Finanzproduktes. Auch die hiermit verbundenen hohen Kosten seien ein Grund, dass Kommunen auf die Verwendung von Grünen Anleihen bisher verzichteten. Zudem sind Green Bonds vermutlich erst ab einem Emissionsvolumen von ca. 100 Mio. Euro rentabel – in Deutschland weisen nicht viele Kommunen eine solche Gesamtverschuldung auf. Daher sind Grüne Anleihen für Kommunen derzeit noch nicht so interessant, resümiert Zeuner.
Klimawandel im kommunalen Umfeld
Dennoch vermutet der KfW-Chefvolkswirt, dass Green Bonds für Kommunen in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Denn im Kampf gegen den Klimawandel müssen Kommunen Nachhaltigkeitskonzepte umsetzen. Somit wird für sie auch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten wichtiger. Genau an diesem Punkt kommen Green Bonds auf die Agenda. Viele Kommunen haben einen Investitionsstau. Gepaart mit den anstehenden Klimaschutzinvestitionen, stellt dieser die Kommunen vor große Herausforderungen. Laut KfW könnten Grüne Anleihen den Kommunen neue Quellen für Fremdkapital eröffnen. Dazu arbeitet die Europäische Kommission mit Hochdruck daran, Standards für Green Bonds festzulegen. Gelingt dies, so werden die Emissionskosten von Grünen Anleihen für die Kommunen gesenkt; ihre Lukrativität erhöht sich. Auch fördern Grüne Anleihen das Image einer Kommune positiv. Damit werden Kommunen in der Öffentlichkeit eher als innovativ wahrgenommen, so die KfW.
Green Bonds unterstützen Umwelt- und Klimaschutz
Umweltschutz und Nachhaltigkeit beeinflussen die globalen Finanzmärkte immer mehr. Die gestiegene Nachfrage nach Green Bonds bewirkt, dass ein großes Volumen an finanziellen Mitteln für nachhaltige ökologische Projekte generiert werden kann – eine enorme Unterstützung für den weltweiten Klima- und Umweltschutz. Jedoch steckt das Finanzprodukt noch in den Kinderschuhen. In naher Zukunft wären einheitliche Kriterien für die Kennzeichnung von Anleihen mit dem Label „Green Bond“ von großem Vorteil. Dies würde die Transparenz für Investoren deutlich erhöhen. Geldgeber könnten bei Investitionen in Grüne Anleihen sicher sein, dass die finanziellen Mittel auch wirklich in nachhaltige Projekte fließen. Zudem würde eine Standardisierung des Finanzproduktes die Kosten erheblich senken. Mit dieser erhöhten Attraktivität könnten „Green Bonds“ einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.
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